BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG


 
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Wer in der Bibel liest, hat es gern eindeutig. Doch schon bei den ersten Erzählungen der Bibel über die Erschaffung der Welt gerät man ins Stolpern.
Die Bibel beginnt mit zwei Schöpfungserzählungen, die einander zu widersprechen scheinen. Die vermutlich ältere von beiden steht im zweiten Kapitel. Ihr zufolge schuf Gott den Menschen aus Staub, pflanzte einen Garten in Eden, setzte den Menschen hinein und fordert ihn auf, den Garten Eden "zu bebauen und zu bewahren". Ein sympathischer Gedanke, bis heute aktuell.

Im ersten Kapitel der Bibel steht die historisch jüngere Erzählung. Sie entstand vermutlich 500 Jahre vor Christus, ist nach sechs Schöpfungstagen gegliedert und enthält den folgenreichen Satz: "Macht euch die Erde untertan" (1. Mose 1,28) - oft als Aufforderung missverstanden, die Natur gnadenlos auszubeuten.

Nicht die Schöpfung ausbeuten, sondern sie gestalten und bewahren - das solle der Mensch tun, ­ bekräftigte 1983 der Ökumenische Rat der Kirchen, eine Art Weltkirchenversammlung. Nicht erst seither streiten Christinnen und Christen in aller Welt für "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung". Die Schöpfung zu bewahren, das bedeutet für die Kirchen nicht nur Arten- und Klimaschutz. Es geht umfassender darum, Grundlagen und Verhältnisse des Lebens aller Menschen zu schützen: ob sie vom Regenwald am Amazonas leben oder als Banker in Singapur; ob sie sich Inuit nennen oder in Wien-Donaustadt leben.

26. Sonntag im Jahreskreis
Hl. Messe "Wir alle haben Verantwortung für Gottes Schöpfung"
  Gebet für unsere Erde
 
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen,
hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen,
zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.
 
Schlussgebet aus der Enzyklika "Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus" (2015) von Papst Franziskus zum Thema Umwelt und Entwicklung.
 

Gedanken
 
Ich möchte einige Gedanken zu Lesung, Evangelium, unserer Verantwortung für die uns anvertraute göttliche Schöpfung, und der Erde, als unserem gemeinsamen Haus, mit euch teilen.
 
Im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde haben wir gehört: "Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen." Ein Gleichgewicht der Liebe, mit Jesus als Vorbild, ermöglicht eine neue Ordnung, eine Transformation. Eine neue Freiheit wird dort erfahrbar, wo wir an Gott als Schöpfer und Christus als erniedrigt Erhöhten glauben.
 
Man kann nicht Gott als Schöpfer verehren, und die Umwelt, seine Schöpfung, zerstören!
 
Der Ruf zur Umkehr im heutigen Evangelium, die Bereitschaft das eigene Leben zu ändern, ist aktueller denn je. Unseren Worten müssen Taten folgen.
 
Wir sind Teil der lebendigen Schöpfung. Nichts und niemand existiert unabhängig, das können wir auch vom Wurzelverhalten der Bäume untereinander, an ihren Jahresringen erkennen. Sind wir empfänglich für eine ökologische Umkehr, ein Bündnis zwischen Mensch und Natur? Die Menschenrechte sollten auf Erdrechte erweitert werden.
 
Jeder und Jede kann dankbar den ganzen Wert der Schöpfung im Kleinen wie im Großen erkennen, und so einen Unterschied machen. Doch wagen wir den unbequemen globalen Blick auf die vielfältigen Auswirkungen unseres unverantwortlichen Konsumverhaltens? Nur wenn unser Reden und Handeln unserem Glauben entsprechen, sind wir als Christen glaubwürdig.
 
Im Buch Genesis heißt es, dass alles was Gott geschaffen hat, "sehr gut" war. In den Psalmen finden wir Loblieder auf die Schöpfung und ihren Schöpfer. Gott ist Geber und Freund des Lebens und trägt verzeihend die akut erlösungsbedürftige Schöpfung. Wer sich zum Glauben an den biblischen Gott bekennt, darf nicht gleichgültig gegenüber Ungerechtigkeit sein, sondern alle Menschen und die belebte und die unbelebte Natur in seine Solidarität und Verantwortung einschließen.
 
Gelingt es uns, kreativ den Schalter umzulegen, im Kopf, wie im Herzen, dann handeln wir im Geist Jesu, sind in seiner Spur, und können ökologisch und sozial gerecht, geschwisterlich und dankbar handeln.
 
Wir möchten unseren Beitrag zu dieser Trendwende leisten und haben uns daher zu einem EWR- Umweltteam zusammengefunden. Gerlinde. Für Informationen stehen wir gern zur Verfügung.

Fürbitten
 
Allmächtiger Gott und Schöpfer, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt und begleitest, wir bringen unsere Bitten zu dir.
 
Guter Gott, wir danken dir für die Wunder deiner Schöpfung, deren mitverantwortlicher Teil wir sind, über die wir täglich staunen und sie genießen dürfen. Hilf uns in allen Dingen achtsam deine Spur zu erkennen und öffne unsere Augen und Ohren für die Wunder der Natur.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Guter Gott, viele Jahre lang haben wir in Frieden und Wohlstand gelebt. Nun müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass Krieg und Naturkatastrophen auch auf unserem Kontinent angekommen sind. Gib, dass wir mit aller Kraft gegen Kriege und Klimawandel auftreten, und dabei auch unsere eigene Bequemlichkeit und Vorteile zum Wohl aller einschränken.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Ewiger Gott, unsere Technologien geben uns ungeahnte Möglichkeiten bei der Nutzung deiner Schöpfung. Die Güter der fruchtbaren Erde sind ungleich verteilt, Menschen und Natur werden ausgebeutet. Schenke uns Augenmaß und Demut, damit wir unsere Lebensgrundlage nicht zerstören.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Guter Gott, lass junge Menschen nicht an der von uns verursachten Klimakrise verzweifeln. Gib ihnen Zuversicht und Mut, ihr Leben langfristig zu planen, und schaff die Voraussetzungen, dass sie es auch gut leben können.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Barmherziger Gott, unser Vater, hilf uns umzukehren, wenn wir unserer Verantwortung füreinander und für die Schöpfung nicht gerecht geworden sind. Verzeih uns und lass uns bescheidener und immer offener dafür werden, weltweit geschwisterlich zu handeln, unser Brot gerecht zu teilen.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Treuer Gott, wir bitten auch für alle Menschen, die ihr Leben mit uns geteilt haben, mit einem bleibenden Platz in unserem Herzen, und uns schon auf dem Weg zur Auferstehung voraus gegangen sind.
Wir bitten dich, erhöre uns.
 
Liebender, gerechter Gott, du hast einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen. Sende uns in alltäglichen Situationen deinen Heiligen Geist. Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Freund.
Amen.

Bilder vom Erntedank-Leopoldau